LG G5 im ausführlichen Test – Das Smartphone 2.0

Die Verpackung des LG G5 deutet schon an, dass es sich aus der Breite der Masse hervorheben möchte. Die Silhouette des Smartphones ragt auf der weißen Schachtel hervor, jedoch ohne die Unterseite.

Denn diese ist auf der eigentlichen Box abgebildet, die in grellem Grün daherkommt und sich wie eine Schublade aufziehen lässt. Auf diese Weise bringt der Hersteller dem Nutzer die modulare Bauweise bereits beim Auspacken näher.

In der Kartonage findet sich schließlich das, was man erwartet – nicht mehr und nicht weniger. In-Ear-Kopfhörer, Schnellanleitungen, ein Tool zum Öffnen des Nano-SIM-/microSD-Schachtes, ein Netzteil und ein USB-Typ-C-Stecker.

Nett; die von Haus aus angebrachte Transportfolie auf dem Display kann man getrost als ersten Schutz eine Weile auf dem Smartphone lassen.

Kaum ein anderes Mobilgerät sorgte in der jüngsten Vergangenheit hinsichtlich der Verarbeitung für solch starke Kontroversen. Die Kritik wirft LG vor, kein „richtiges“ Unibody-Aluminiumgehäuse zu verwenden und somit quasi die Käufer zu täuschen.

Unserer Meinung nach, die sich von rund einem Monat Alltagstest ableitet, ist das absoluter Quatsch. Die Haptik ist durchaus hochwertig und das Handy fühlt sich keinesfalls wie billiges Plastik an.

Der Hersteller hat zum besseren Schutz und zum Verdecken der unliebsamen Antennenstreifen eine Legierung aus Kunststoff- und Metallpartikeln auf dem G5 angebracht. Dennoch spürt man aufgrund des Härtegrads und der Kälte der Hülle das Aluminium.

Direktes Metall an der Haut wirkt selbstredend einen Tick hochwertiger, dennoch hat man das Gefühl, ein Premium-Produkt in Händen zu halten. Es gibt kein Knarzen zu vernehmen, auch nicht bei festerem Anpacken.

Die Lautstärkewippe (diesmal links) ist ebenfalls erstklassig verarbeitet, was auch für die Taste zum Entfernen des Moduls gilt. Letzteres ist aber bei manchen Modulen noch eine Schwachstelle. Unser Testgerät ließ nach einer Woche eine fehlerhafte Verarbeitung des Standardmoduls erkennen.

Es knarzte und ließ sich ohne Kraftaufwand nach oben und unten drücken. Wir bekamen das Modul jedoch ausgetauscht und seitdem trat dieses Verhalten nicht mehr auf.

Das ist schon die dritte Generation der eigenen Flaggschiff-Armada in Folge, bei der LG auf die 2K-Auflösung setzt. Somit erhält der Anwender 2.560 x 1.440 Pixel, was bei 5,3 Zoll mehr als genug für eine scharfe Darstellung ist.

Die verbaute Quantum-IPS-Technik sorgt für authentische Farben und sehr stabile Blickwinkel. Bei der maximalen Helligkeit hätte standardmäßig noch etwas Luft nach oben sein können. Bei starkem Gegenlicht kann der Bildschirm allerdings hier das Niveau verdoppeln.

Zur Sichtung der geschossenen Fotos taugt das G5 dank seiner scharfen 554 ppi sehr gut. Auch als Sucher zeigt sich der Bildschirm als gelungen. Selbst schnelle Bewegungen beim Fotografieren oder Filmen kann das Display ohne Ruckeln darstellen.

Wer die Hauptkamera des LG G4 kennt, kennt auch die primäre Optik des Nachfolgers. Das Unternehmen „kopierte“ einfach die Vorrichtung des Vorgängermodells. Es gibt also wieder 16 Megapixel, einen 1.2/6 Zoll großen Sensor und eine Blende von f/1.8.

Der Laser-Autofokus, der Farbspektrum-Sensor, der LED-Blitz und der optische Bildstabilisator wurden ebenfalls übernommen. Das Highlight des G5 ist von daher eher die Linse neben der Hauptkamera, doch zu dieser kommen wir später.

Zur primären Optik können wir sagen, dass sie im Vergleich zum G4 nichts an Qualität eingebüßt hat. Der Weißabgleich verrichtet seine Arbeit vorbildlich, die Aufnahmen sind bis zu den Rändern hin hoch aufgelöst.

Bei Innenaufnahmen kann es jedoch recht schnell zu sichtbarem Bildrauschen kommen und die Nachbearbeitung der Automatik greift teils zu aggressiv ein. Deswegen gehen hin und wieder ein paar Details verloren.

Der manuelle Modus spricht ambitionierte Fotografen an. Hier lassen sich Belichtungszeit, Weißabgleich, ISO, Fokus und weitere Einstellungen manuell regeln. Dadurch kann man oft noch bessere Aufnahmen erzielen.

Die Weitwinkel-Kamera ist ein echtes Sahnebonbon. Dank einem Winkel von 135 Grad bekommt die Linse deutlich mehr aufs Bild. So gelingen Landschafts- oder Architektur-Aufnahmen sowie Gruppenfotos merklich besser.

Mit lediglich 8 Megapixeln und einer kleineren Blende von f/2.8 fehlt es jedoch etwas an Auflösung und Lichtempfindlichkeit. Besonders letzteres kann bei schlechtem Licht ein Nachteil sein. Davon abgesehen sind die Fotos mit der Weitwinkel-Kamera durchaus ordentlich.

Selfie-Check

Eine Auflösung von 8 Megapixeln bietet das LG G5 auch bei der Frontkamera. Netterweise sogar mit Autofokus. Dadurch werden die Bilder recht scharf. An die Qualität der hinteren Linsen kommt die Selfie-Cam jedoch nicht heran.

Sie benötigt ziemlich viel Licht für scharfe Fotos – dann erkennt man aber auch viele Details. Eine „Blitz-Funktion“, bei der das Display zum Ausleuchten herhält, wurde ebenfalls integriert. Diese Lösung verbessert die Aufnahmen in dunklen Plätzen jedoch nur geringfügig.

Positiv: Auch bei schnellen Bewegungen zieht das Sucherbild bei der Frontkamera nicht nach.

Das G5 steht dem Galaxy S7 in Sachen Performance kaum in etwas nach, es sind nur nicht spürbare Nuancen, bei denen das Samsung-Produkt leicht die Nase vorne hat. AnTuTu spricht von 138.000 Punkten, was für eine sehr hohe Rohleistung steht.

Im Alltagsbetrieb bestätigt sich dieser Speed, man hat zu keinem Zeitpunkt einen Ruckler. Egal ob bei den Homescreens, in Apps oder in 3D-Spielen, das LG G5 ist nicht in die Knie zu zwingen. Der Snapdragon 820 Quad-Core-Prozessor samt 4 GB RAM sind eine bärkenstarke Kombination.

Selbst ausuferndes Multitasking mit Apps wie die Kamera, Google Maps, YouTube, Chrome, WhatsApp, Facebook und 3D-Spiel, bringt das G5 nicht ins Schwitzen. Deshalb kann man auch ohne Probleme Foto- oder gar Videobearbeitung der Aufnahmen direkt am Mobilgerät vollziehen.

Multimedia-Fans können zudem ruckelfreie 2K-Videos unterwegs per WLAN, 3G oder 4G genießen. Die Boot-Zeit des G5 ist mit etwa 30 Sekunden erfreulich schnell.

HTC-Anhänger sind vom Stereo-Sound der Taiwaner verwöhnt, LG setzt seit jeher auf eine Mono-Lösung. Am unteren Teil des Smartphones findet sich links neben USB-Anschluss und Mikrofon die Audio-Box.

Diese bietet einen ziemlich guten Klang, der bei mittleren und hohen Tönen sehr räumlich wirkt und auch am oberen Pegelende nicht verzerrt. Außerdem erlaubt der Lautsprecher eine feine Justierung der Lautstärke.

Einen Bass sollte man jedoch nicht erwarten und die Anbringung an der Unterseite bringt nicht nur Vorteile. Vor allem beim Spielen oder Anschauen von Videos verdeckt man das Gitter rasch. Dafür lässt sich aber gut der Raum beschallen, wenn das Gerät eben auf dem Tisch liegt

Was das LG G5 von der Konkurrenz abhebt ist, neben der Weitwinkel-Kamera, die Modularität. Erstmals hat ein großer Hersteller ein – wenigstens zum Teil – modulares Handy auf den Markt gebracht.

Das bringt gleich mehrere Vorteile. Zum einen lässt sich trotz Unibody der Akku tauschen, zum anderen diverse Standard-Komponenten ohne Kenntnisse selbst reparieren. Wenn die USB-Buchse, das Mikrofon oder der Lautsprecher defekt sind, reicht einfach ein neues Standardmodul.

Die spannendste Funktion dieser Konstruktion ist allerdings die Erweiterungsmöglichkeit. Derzeit gibt es eine Audio-Erweiterung von Bang & Olufsen und ein Kamera-Modul namens CAM Plus von LG selbst.

Letzteres haben wir selbst in der Redaktion, was uns aber einen separaten Test Wert ist, der in Bälde folgen wird. Das Austauschen der Module funktioniert schnell und problemlos. Mann sollte das Gerät jedoch vorher ausschalten.

Ein weiterer Pluspunkt des G5 ist die Infrarotschnittstelle. Sie mutet zwar technisch veraltet an, doch auch heute wissen noch viele Anwender eine Universalfernbedienung zu schätzen. Diese kann schnell eingerichtet werden und funktioniert reibungslos.

USB Typ C ist ebenfalls ein Segen. Besonders, wenn man im Dunkeln das Ladekabel anschließen möchte, erleichtert das beidseitig einsteckbare Kabel die Prozedur.

LG ist erwachsen geworden, die einstige Verspieltheit samt knallbuntem Design findet man nicht mehr bei der Oberfläche vor. Das vorinstallierte Android 6.0.1 Marshmallow wurde mit sinnvollen Funktionen erweitert.
Etwa das bewährte Klopfen zum Sperren und Entsperren des Bildschirms. Zudem kann die untere Lautstärketaste mit einer Aktion belegt werden. Die beigefügten Apps, wie Evernote, die Universalfernbedienung und das Backup-Programm sind nützlich.

Foto-Fans werden vor allem Instagram und die LG-eigene Galerie zu schätzen wissen. Auch die Personalisierung der Benachrichtigungsleiste gefällt, hingegen dürfte der Homescreen standardmäßig nicht jedem Nutzer zusagen.

In der Voreinstellung gibt es keine App-Schublade, alle Programme landen auf den Startbildschirmen. Das finden Apple-User sicher klasse, Android-Fans können aber einen App-Drawer vom Hersteller nachinstallieren.

Das LG G5 hat – trotz des von 3.000 mAh auf 2.800 mAh verkleinerten Akkus – viel Puste. Bei aktiver Nutzung von etwa 3 Stunden bei 84 Prozent Displayhelligkeit erreichten wir rund 47 Stunden Standby.

Dabei waren das mobile Internet und das WLAN eingeschaltet, lediglich Bluetooth und NFC deaktiviert. Wir besuchten das Web, spielten 3D-Spiele, schossen Fotos, nahmen Videos auf und auch WhatsApp sowie Telefonate kamen zum Einsatz.

Selbst Power-User kommen mit diesem Handy also locker über einen Tag.

Hier klotzt der Hersteller und lässt keinen wichtigen Standard vermissen. Das drahtlose Netzwerk kann via Dual-Band WLAN im ac-Modus angesteuert werden. Bei unserer 50 Mbit/s schnellen Leitung von Kabel Deutschland wurden auch über 49 Mbit/s erreicht.

LTE der Kategorie 6 ermöglicht unterwegs Bandbreiten von bis zu 300 Mbit/s im Download und 50 Mbit/s im Upload. So viel gibt unser genutzter O2-Vertrag nicht her, aber rund 18 Mbit/s im 4G-Netz konnten wir maximal erreichen.

Bluetooth 4.2 LE, NFC und GPS sind weitere Verbindungsmöglichkeiten. Bei letzterem begeistert die akkurate Standortbestimmung der Navigation. Der Infrarotport an der Oberseite bedient ohne Murren die Heimkinoanlage, der Höhepunkt ist aber USB Typ C.

Das schnelle Anstecken des Ladekabels macht Spaß und über einen Adapter kann man via HDMI auch den Fernseher anschließen.